Fahrraderinnerungen:
Eine mehrtägige Radtour durch sächsische Hügel mit Waldübernachtungen; Träume von zehnfach-Kettenschaltungen, Rennlenkern und Felgenbremsen; abgesägte Schutzbleche, Rücktrittnaben ohne Rücktritt; später dann Klappräder mit Mopedfedergabeln und Anhängerreifen...
Nachdem ich mit 16 Jahren meinen ersten Schweißerlehrgang absolviert habe, waren Geländer, Kräne, Brückenkonstruktionen und Opernbühnen die "Testobjekte" meiner Schweißkunst. In der Freizeit durfte es auch einmal Karosserie oder Rahmen eines Autos sein - zum Fahrrad bin ich erst wieder im Studium gekommen. CNC-gefräst musste alles sein, leicht und möglichst selten und natürlich: bunt. Manchmal wurden die Teile schneller umgeschraubt als gefahren. Waren die Spaltmasse zu groß, dann litt wieder die Funktion, oft sah es im Katalog einfach schöner aus als in der Hand oder war es doch wieder die falsche Vorbaulänge.
Als Architekt hat es mich dann in den Süden Deutschlands und nach Österreich verschlagen, die sächsischen Hügel wurden zu richtigen Bergen und es gab richtigen Schnee. Also mussten die Räder immer leichter werden – bin halt lieber bergauf als Downhill gefahren. Carbon hieß das Zaubermittel. Immer mit dem leisen Ruf des Unterbewusstseins: was ist wenn die Plastiksitzschale unter mir einfach bricht? Jetzt war die Zeit reif für Titan, das mystische Wundermaterial aus den Katalogen der Neunziger, leicht, nicht rostend, flexibel und zeitlos. Auf den Zeichnungen mit Museen, Krankenhäusern und Schulen finden sich am Rand immer mehr Skizzen für Fahrradteile. Man müsste mal... wenn ich mal Zeit habe...
2010 war es dann nicht mehr auszuhalten, die Museen hatten kaum noch Platz zwischen den Fahrradteilen! Jetzt musste Zeit freigeschaufelt werden für den Rahmenbaukurs: Italien sollte es sein, natürlich Titan und das Lernobjekt wintertauglich (Danke Tom)! Einmal Blut geleckt, gab es kein Zurück, Gedanken kreisten fortan um die Auswahl des Schweißgerätes und die Suche nach einem geeignetem Platz es zu benutzen. Jetzt entstehen die ersten Rahmen, Gabeln etc, das erste Rad ist schon komplettiert!
Meine Berliner Schweißnähte sind jetzt wesentlich kleiner als an den Kränen, meine Fahrradtouren wurden größer und Museen besuche ich jetzt auch mal wenn sie schon gebaut sind.
Ihr Rahmenbauer
Daniel Pleikies
Eine mehrtägige Radtour durch sächsische Hügel mit Waldübernachtungen; Träume von zehnfach-Kettenschaltungen, Rennlenkern und Felgenbremsen; abgesägte Schutzbleche, Rücktrittnaben ohne Rücktritt; später dann Klappräder mit Mopedfedergabeln und Anhängerreifen...
Nachdem ich mit 16 Jahren meinen ersten Schweißerlehrgang absolviert habe, waren Geländer, Kräne, Brückenkonstruktionen und Opernbühnen die "Testobjekte" meiner Schweißkunst. In der Freizeit durfte es auch einmal Karosserie oder Rahmen eines Autos sein - zum Fahrrad bin ich erst wieder im Studium gekommen. CNC-gefräst musste alles sein, leicht und möglichst selten und natürlich: bunt. Manchmal wurden die Teile schneller umgeschraubt als gefahren. Waren die Spaltmasse zu groß, dann litt wieder die Funktion, oft sah es im Katalog einfach schöner aus als in der Hand oder war es doch wieder die falsche Vorbaulänge.
Als Architekt hat es mich dann in den Süden Deutschlands und nach Österreich verschlagen, die sächsischen Hügel wurden zu richtigen Bergen und es gab richtigen Schnee. Also mussten die Räder immer leichter werden – bin halt lieber bergauf als Downhill gefahren. Carbon hieß das Zaubermittel. Immer mit dem leisen Ruf des Unterbewusstseins: was ist wenn die Plastiksitzschale unter mir einfach bricht? Jetzt war die Zeit reif für Titan, das mystische Wundermaterial aus den Katalogen der Neunziger, leicht, nicht rostend, flexibel und zeitlos. Auf den Zeichnungen mit Museen, Krankenhäusern und Schulen finden sich am Rand immer mehr Skizzen für Fahrradteile. Man müsste mal... wenn ich mal Zeit habe...
2010 war es dann nicht mehr auszuhalten, die Museen hatten kaum noch Platz zwischen den Fahrradteilen! Jetzt musste Zeit freigeschaufelt werden für den Rahmenbaukurs: Italien sollte es sein, natürlich Titan und das Lernobjekt wintertauglich (Danke Tom)! Einmal Blut geleckt, gab es kein Zurück, Gedanken kreisten fortan um die Auswahl des Schweißgerätes und die Suche nach einem geeignetem Platz es zu benutzen. Jetzt entstehen die ersten Rahmen, Gabeln etc, das erste Rad ist schon komplettiert!
Meine Berliner Schweißnähte sind jetzt wesentlich kleiner als an den Kränen, meine Fahrradtouren wurden größer und Museen besuche ich jetzt auch mal wenn sie schon gebaut sind.
Ihr Rahmenbauer
Daniel Pleikies